Rosa und David Katz

Am 1.10.1884 wurde David Katz in Kassel geboren. David Katz (Foto rechts) studierte in Göttingen, wo er 1906 bei Georg Elias Müller über den Vergleich von Zeitintervallen promovierte. Im selben Jahr bekam David Katz in Göttingen eine Professur für Psychologie. Im Jahre 1911 habilitierte sich David Katz in Göttingen mit einer grundlegenden Arbeit zur Farbpsychologie, die in der Folge häufig zitiert wurde und die ihn in der Fachwelt weithin bekannt machte. David Katz mit seinen Arbeiten auf dem Gebiet der Wahrnehmungs- und Gestaltpsychologie sowie Eric Jaensch, ein anderer Doktorand Müllers, waren damals die meist zitierten Autoren in der Zeitschrift für Psychologie. Heute wird David Katz zu den wichtigsten Vertretern der Berliner Schule der Gestaltpsychologie gerechnet.

Im Jahr 1919 wurde David Katz auf den neugegründeten Lehrstuhl für Psychologie und Pädagogik der Universität Rostock berufen. Dieses Jahr gilt auch als das eigentliche Gründungsdatum des Instituts für Pädagogische Psychologie. Auch privat war für David Katz das Jahr 1919 von außerordentlicher Bedeutung: Er heiratete die ein Jahr jüngere Rosa Heine (Foto rechts), eine Psychologin und Pädagogin, die sich einen Namen durch ihre Rezeption und Weiterentwicklung der Ideen von Maria Montessori gemacht hat. Unter anderem gründete (1926) und leitete Rosa Katz in Warnemünde einen so genannten "Wandernden Kindergarten". David und Rosa Katz bekamen zwei Kinder. Von Anfang an bildete die pädagogisch-psychologische Ausbildung von Lehramtsstudierenden (für das Gymnasium) einen Schwerpunkt der Lehre von David Katz.

Der Name David Katz stand an Universität Rostock für eine überaus erfolgreiche Lehr- und Forschungstätigkeit u.a. mit Arbeiten zur Wahrnehmungspsychologie (v.a. zum Aufbau der Farb- und Tastwelt des Menschen: "Der Aufbau der Farbenwelt" im Jahr 1930, eine englische Übersetzung erschien 1935), zur Didaktik, zur Kinder-(Sozial-) Psychologie, zum Mathematikunterricht sowie zur Tier-(Sozial-) Psychologie. Als methodischen Zugang benutzte David Katz das naturwissenschaftlich orientierte Experiment (vgl. auch seine Publikation "Studien zur experimentellen Psychologie", die von Rosa Katz posthum herausgegeben wurde). David Katz stand in engem Kontakt mit der Europäischen Psychologie. Besonders enge Beziehungen unterhielt er mit William Stern, Rubin (Kopenhagen) und den Psychologen der Berliner Universität. 1933 wurde die Tätigkeit von David Katz an der Universität Rostock mit dessen Entlassung durch den nazistischen Staat beendet. Katz wurde vom Mecklenburger Gauleiter als "jüdisch-marxistischer Professor" beschimpft, dem man die Ausbildung zukünftiger Pädagogen nicht anvertrauen dürfe. Seiner Frau, die aus Odessa stammt, wurden nachrichtendienstliche Verbindungen in die Sowjetunion unterstellt. David und Rosa Katz konnten über England nach Schweden emigrieren, wo er zeitweise bei dem bekannten Zwillingsforscher Cyril Burt arbeitete.

1937 nahm David Katz den Ruf auf einen Lehrstuhl für Pädagogik und Psychologie an die Universität Stockholm an und wurde damit zum Begründer der Psychologie an dieser Universität. In Stockholm schrieb David Katz unter anderem sein Buch "Gestaltpsychologie", das 1944 in der Schweiz erschien (2. Auflage 1948) und in eine Reihe von Sprachen übersetzt wurde. Das Buch wurde auch lange nach dem Tod von David Katz wieder aufgelegt und wird bis heute in der psychologischen Literatur zitiert. David Katz konnte an der Universität Stockholm seine wissenschaftliche Tätigkeit, die weltweit rezipiert wurde, fortsetzen. Nach wie vor zeigte er sich annähernd gleichbleibend produktiv in verschiedenen Forschungsbereichen. 1951 hatte er die Präsidentschaft des 13. Internationalen Kongress für Psychologie in Stockholm inne. Einen erneuten Ruf an die Universität Rostock nach der Befreiung vom Faschismus lehnte Katz ab. Seine Frau und seine Söhne waren jedoch noch bis zu ihrem Tod regelmäßig zu Gast an der Universität Rostock bzw. am Institut für Pädagogische Psychologie bzw. stehen immer noch in Kontakt mit dem Institut. Am 2.2.1953 verstarb David Katz in Stockholm. Insgesamt umfasst die Publikationsliste von David Katz nicht weniger als 229 Titel, davon ca. die Hälfte in Deutsch, ein Drittel in Schwedisch und ein Fünftel in Englisch. Mehr als 40 Prozent der Arbeiten behandeln sinnesphysiologische Fragestellungen.